Die deutsch-argentinische Malerin und Zeichnerin Marcela Böhm ist besonders mit Gesellschaftsszenen und Menschendarstellungen bekannt geworden. In ihrem sehr eigenwilligen Stil und in unkonventionellen Situationen charakterisierte sie Personen in ihrem unmittelbaren Umfeld. Nun hat sich die Künstlerin, selbst in der Megacity Buenos Ayres geboren, dem Thema der Stadt zugewandt, als Bühne der sozialen Interaktion. Dabei zeigt Böhm Panoramen im weiteren Sinne, denn sie wählt nicht die Wahrzeichen und markanten Punkte der Stadt zum Motiv, sondern die anonymisierten Kehrseiten der Skylines, kontrastiert zum Spiel des Himmels und der Wolken. Hermetische, fast fensterlose Wohnblöcke mit auskragenden Antennen und Satellitenschüsseln staffeln sich skulptural vor den Horizont. Dass hier Menschen wohnen, ist kaum zu glauben, nichts Individuelles – etwa eine Balkonpflanze oder ein geblümter Vorhang – würde darauf hindeuten, fremd und abweisend wirken diese Architekturen.
Aber es gibt dann doch auch die Bilder, wo Marcela Böhm wieder heranzoomt an die städtischen Interieurs, und zeigt, das gerade der städtische Raum das gesellschaftliche Leben besonders herausfordert: Hier ein Bild mit einer Partygesellschaft, die von irgendetwas gebannt in den Himmel starrt, oder dort die drei Grazien, die vom Dach eines Hauses ins Bild lächeln. Und dann ist da das Bild eines Mannes, der aus dem Dunkel seines Hochhausappartements ans Fenster tritt, um ein wenig Luft und Licht zu erhaschen. Es ist diese Ambivalenz, welche die Stadt für die Malerin so interessant macht: Der Mensch zwischen Anonymität und Überfülle an sozialem Leben. In sehr unterschiedlichen Motiven bietet sie dem Betrachter viele einzelne Fragmente, aus denen er sich sein Bild einer Stadt zusammensetzen kann. In Adaption eines Verses von Jose Luis Borges möchte man aus Sicht der Künstlerin sagen: „Die Stadt ist in mir wie ein Gemälde, das ich nicht in Pinselstrichen festhalten kann.“

Marcela Böhm. Stadt und Leute.
9. Mai bis 13. Juni 2015
Eröffnung 8. Mai 2015, 19h