Die Galerie beginnt mit POSITIONS eine neue Reihe, bei der in unregelmäßigem Turnus ein Künstler der Galerie eingeladen ist, eine Ausstellung mit externen Künstlern und Künstlerinnen eigener Wahl zusammenzustellen: Das Spektrum der Galerie erweitert sich temporär. Galerie und Künstler nutzen die vorhandenen Netzwerke, um neue Kooperationen mit eigener Dynamik herzustellen, denn der Blick von außen schärft den Blick nach innen. Die Reihe eröffnet Jürgen Paas, der fünf renommierte Maler und Plastiker mit sehr unterschiedlichen Positionen eingeladen hat:

Eilergerhard-RAPHAEL
Anke Eilergerhard, geboren 1963, ist seit 1986 künstlerisch tätig, und lebt und arbeitet in Berlin. Werke der Künstlerin sind in Museen und Privatsammlungen aus Deutschland, Liechtenstein, Niederlande, Schweiz und USA vertreten. Ihr wichtigster Werkstoff ist das Silikon, das sie gleich einer zweiten Haut in unzähligen Tentakeln auf die Oberfläche ihrer Plastiken setzt. Diese sind abstrakte Konglomerate, die an Vasen oder Figuren, auch gestapelte Torten erinnern, häufig in einem prekären Gleichgewicht. Die grelle Farbwahl verstärkt die Wirkung einer süßen Verführung und eines Kuchen-Toppings, und doch haben die Plastiken durch die stachelige Oberfläche gleichzeitig etwas Abwehrendes.

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Ottmar Hörl, Jahrgang 1950, ist mit seinen vielteiligen temporären Installationen bekannt geworden, bei denen er aus dem Alltag bekannte Objekte und Figuren einfarbig belegt, 1000fach multipliziert und seriell anordnet. „Mit der Vervielfältigung nimmt er der Kunst das elitäre Element. Er will keine Denkmäler schaffen, sondern nachhaltige kommunikative Anlässe. Seine Kunst ist von unmittelbarer Präsenz, wird zum Ereignis und Erlebnis, das Menschen inspiriert und verbindet“, so hat es der Kurator Carsten D. Siebert formuliert. Ottmar Hörl hat seit 1998 eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, und ist seit 2002 deren Präsident. Hörl lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, Nürnberg und Weinheim.

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Jürgen Jansen (*1960) hat an den Kunstakademien zunächst in Karlsruhe und dann in Düsseldorf (u.a. bei Per Kirkeby) studiert, wo er 1992 Meisterschüler wurde, und wo auch heute noch sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ist. Sein Werk wurde bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und den USA gezeigt. Der materiale Charakter seiner Bilder ist einem Dialog von Intuition und Zufall geschuldet: Die chemische Reaktion von Öl und Acryl, Harz und Lack auf dem Bildträger lenkt Jansen in die gewünschte Richtung zwischen Abbild und Abstraktion. Schicht für Schicht ist jeweils ein Zwischenstadium erreicht, das Erreichtes hinterfragt und neue Überlegungen anstösst, bis zu 30x in einem Bild. Der Betrachter hat an diesem Bildwerden Anteil, da alle Schichten transparent angelegt sind.

Kanter-125x90
Matthias Kanter geht häufig von klassischen Renaissance-Gemälden aus, deren Komposition und Farbigkeit, und verändert sie in der Weise, dass Bildobjekte zu gestischen Pinselstrichen abstrahiert werden. Das Ausgangsmotiv bleibt nur noch in der Farb- und Flächenverteilung entfernt erkennbar. Die Pinselstriche werden nun selbst zum Bildobjekt in einer Zwitterstellung zwischen Fremd- und Selbstreferenz. Kanters Werke halten, ausgehend von sinnlicher wie intuitiver Erfahrung, die Balance zwischen Bildautonomie und assoziativem Verweis auf eine außerbildliche Realität. Matthias Kanter wurde 1963 in Dessau geboren, studierte an der HfBK Dresden, und wurde 1996 Meisterschüler bei Max Uhlig. Kanter lebt und arbeitet in Friedrichshagen und Schwerin.

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Norbert Thomas (geb. 1947) lebt und arbeitet in Essen, wo auch einige seiner großen Installationen in Innen- wie Außenräumen besonders präsent sind. Seit 1991 ist Norbert Thomas Professor für Grundlagen der künstlerischen Gestaltung an der Bergischen Universität in Wuppertal, und kann auf zahlreiche Galerie- und Museumsausstellungen in ganz Europa zurückblicken. Sein Werk steht in der Tradition ungegenständlicher, konstruktiver Tendenzen, die in der niederländischen De Stijl Gruppe um Theo van Doesburg ihren Ursprung haben. Mit einem streng konzeptuellem Vorgehen schafft Thomas Werke, die um die Pole Licht und Schatten, System und Zufall, Ordnung und Chaos, Progression und Dekonstruktion kreisen. Trotz ihrer Strenge und Geradlinigkeit belegen seine Arbeiten auch den sinnlichen Charakter, der mit konzeptuellem Denken künstlerisch erreicht werden kann.

POSITIONS. Invited by Jürgen Paas.
ANKE EILERGERHARD | OTTMAR HÖRL | JÜRGEN JANSEN | MATTHIAS KANTER | NORBERT THOMAS
Eröffnung: Freitag, 24. Juni 2016, 19 Uhr
Ausstellung: 25. Juni – 27. August 2016